Schlägt man die gängigen Illustrierten auf, dann findet man dort nicht selten Paparazzi-Fotos von prominenten langbeinigen Schönheiten, die sich im besten Sonnenlicht am Pool räkeln. Da ist es fast schon eine willkommene Abwechslung, wenn einmal ein gefiederter Bewohner an einem solchen künstlichen Kleingewässer auftaucht. Doch gerade das konnte ich mit meiner Kamera festhalten.
Es ist Anfang April. Im späteren Nachmittag landet ein majestätisch anmutender Vogel in der Trauerbirke. Von dort hat er einen guten Blick auf den Pool, der zu diesem Zeitpunkt für jeglichen menschlichen Badespaß völlig ungeeignet ist. Denn der Pool war über den Winter mit einer Plane bedeckt, oberhalb derer sich nun eine stattliche Pfütze mit Wasser und Laub angesammelt hat. Der Anblick, der jeder Hollywood-Schönheit das Badevergnügen verleidet hätte, zieht eine andere langbeinige Schönheit magisch an: den Graureiher (Ardea cinerea). Schon zum wiederholten Male besucht er das Ersatz-Gewässer.
Nachdem der Vogel auf der Wiese gelandet ist, steigt er auf den Beckenrand und hält Ausschau. Das, was er sieht, scheint ihn nicht zufriedenzustellen, denn nach einer Weile steigt er grazil und elegant von der Poolbegrenzung herunter und wechselt stolzierend die Seite. Nachdem er auf der gegenüberliegenden Poolseite mit langem Hals und scharfem Blick verharrt hatte, steigt er auch dort vom Beckenrand herunter. Nach einer kurzen Weile erhebt er sich in die Lüfte und verschwindet.
Es hat mich nicht überrascht, dass der Vogel in dem temporären Stillgewässer keine Beute machen konnte. Aber ob der Graureiher das auch so sieht? Ich habe das Gefühl, dass er wieder kommt. Und mit ihm ein Hauch von Anmut und Eleganz…
Ornithologie 